Die Akropolis

[Akropolis]

Inmitten des pulsierenden Lebens der Grossstadt Athen erhebt sich auf einem Berg die Akropolis. Es ist erstaunlich: Obwohl andere Bauwerke aus der alten Welt, wie die aegyptischen Pyramiden mehr als tausend Jahre älter sind, sind viele Menschen von der Akropolis in ungleich höherem Masse fasziniert! Und diese Faszination geht nicht nur von der Akropolis, sondern von der gesamtem antiken griechischen Kultur aus. Der klare und lebhafte Gest der alten Griechen, die herrliche Götterwelt auf dem Olymp, der unübertroffene Reichtum der griechischen Mythologie und die Schönheit der bildenden Kunst sind sicher nur einige der Gründe. Und die Akropolis, die seit 2'500 Jahren ehrfurchtgebietend im Zentrum der Stadt steht, ist für viele ein lebendiger Zeuge dieser faszinierenden Kultur.

[Erechtheion] Den Berg, der von der Altstadt aus zur Akropolis führt, kann man von verschiedenen Stellen besteigen. Zur Akropolis selbst gibt es dann aber nur einen Eingang, der über eine breite und steile Treppe führt. Während der Betrachter wohl noch über die mächtigen Eingangssäulen staunt, trifft sein Blick auf eines der ersten Gebäude, den Propyläen und dann auf das Erechtheion, das älteste Bauwerk der Akropolis (5. Jh. v. Chr.). In ihm sind die ältesten Kulte der Stadt angesiedelt. Die besondere Aufmerksamkeit wird hier sicher die Karyatidenhalle auf sich ziehen, in der Fronst stehen hier Säulen in der Form von Frauengestalten.

Das grösste Bauwerk auf der Akropolis ist der Parthenon, ein Tempel, welcher der Schutzgöttin der Stadt, Pallas Athene, geweiht ist. 15 Jahre lang (von 447 bis 432 v. Chr.) dauerten die Bauarbeiten unter Aufsicht des berühmten Meisters Phidias. Um dem Auge des Betrachters zu schmeicheln, sind die 83 Marmorsäulen des Tempels leicht nach innen geneigt. Der Parthenon ist auch Heute noch das Wahrzeichen der Stadt Athen.

[Akropolis]

Der griechische Schriftsteller Pausanias (110-180 n. Chr.) verfasste den ersten Reisebericht über Griechenland.

Zur Akropolis gibt es nur einen Eingang; einen zweiten hat sie nicht, da sie ganz abschüssig ist und eine feste Mauer besitzt. Die Propyläen haben das Dach aus Marmor und ragten hinsichtlich Ausstattung und Grösse der Blöcke bis heute hervor. Von den Reiterstandbildern weiss ich nicht sicher zu sagen, ob sie wirklich die Söhne Xenophons oder einfach zur Zierde aufgestellt sind. Rechts von den Propyläen befindet sich der Tempel der Nike Apteros. (...)

Links von den Propyläen ist ein Haus mit Gemälden. Unter denen, die nicht durch Alter unkenntlich geworden sind, befanden sich ein Diomedes und ein Odysseus, dieser in Lemnos den Bogen des Philokret holend, jener die Athena aus Ilion forttragend. Da ist auch Orest zu sehen, der den Aigisthos tötet, und Pylades, der die Söhne des Nauplios, die dem Aigisthos zu Hilfe kommen, tötet, und Polyxene, die am Grabe des Achill geopfert werden soll. (...)

Auch anderes sah ich auf der Akropolis von Athen, so den bronzenen Knaben des Lykios, des Sohnes des Myron, der das Weihwassergefäss hält, und den Perseus des Myron, der das Werk an der Medusa vollbracht hat. Auch ist da ein Heiligtum der brauronischen Artemis, deren Kultbild ein Werk des Praxiteles ist; die Göttin hat ihren Namen nach dem Ort Brauron. (...)

Tritt man in den Tempel ein, den sie Parthenon nennen, so bezieht sich die ganze Darstellung im Giebel auf die Geburt der Athena, der rückwärtige Gibel aber enthält den Streit des Poseidon mit Athena um den Besitz des Landes. Das Kult bild selbst ist aus Gold und Elfenbein gemacht. Mitten auf dem Helm sitzt die Figur einer Sphinx; was man von der Sphinx erzählt, werde ich schreiben, wenn meine Darstellung bis Böotien vorgeschritten ist, beiderseits an dem Helm aber sind Greifen angebracht. [Akropolis] Das Kultbild der Athena ist aufrechtstehend, mit einem Chiton bis zu den Füssen, und an ihrer Brust ist Medusenhaupt aus Elfenbein angebracht. Und eine Siegesgöttin gegen vier Ellen hoch hat sie in der Hand und eine Lanz,e und zu ihren Füssen steht der Schild, und neben der Lanze befindet sich eine Schlange, und diese Schlange mag wohl Erichthonios darstellen. An der Basis des Kultbildes ist die Geburt der Pandora dargestellt.

Hesiod und andere haben erzählt, wie diese Pandora die erste Frau wurde; vor der Geburt der Pandora gab es das Geschlecht der Frauen noch nicht. Hier gibt es sonst nur ein Bild des Kaisers Hadrian, wie ich selber gesehen habe, und im Eingang eines des Iphikrates, der viele berühmte Taten vollbracht hat.

Dem Tempel gegenüber steht ein Apollon aus Bronze, und die Statue soll Phidias gemacht haben. Man nennt ihn den Parnopios, da der Gott ihnen sagte, er werde ihnen die Heuschrecken, die ihrem Lande schadeten, aus dem Lande vertreiben. Dass er sie vertrieb, weiss man, auf welche Weise, wird aber nicht gesagt. (...)